Sozial- und Integrationsminister Kai Klose hat im November 2023 fünf Initiativen und sechs Einzelpersonen mit der Landesauszeichnung für soziales Bürgerengagement geehrt. „Diese Auszeichnung ist ein Zeichen unserer besonderen Anerkennung. Sie macht aber auch darauf aufmerksam, wie groß die Bereitschaft in Hessen ist, sich ehrenamtlich in verschiedenen Lebensbereichen zu engagieren“, sagte Klose im Rahmen der Preisverleihung in Wiesbaden. „Wir vergeben diese Auszeichnung seit 2003 jedes Jahr für besonderes ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement im sozialen Bereich, um auf seine hohe gesellschaftliche Bedeutung aufmerksam zu machen und sie zu würdigen. Bis heute wurden 168 Einzelpersonen und 160 Gruppen mit der Landesauszeichnung geehrt – in diesem Jahr kommen sechs Einzelpersonen und fünf Gruppen hinzu“, so der Minister weiter.

Wer sich engagiere, gestalte den Zusammenhalt der Gesellschaft aktiv mit und trage so auch zur Stärkung unserer Demokratie bei. Gerade in bewegten Zeiten wie diesen sei eine stabile soziale Infrastruktur vonnöten, führte Klose aus. „In Hessen betonen wir die Anerkennung und Förderung ehrenamtlichen Engagements deshalb in besonderer Weise.“ Die mit der Landesauszeichnung bedachten Initiativen und Einzelpersonen erhalten neben der Auszeichnung in Form einer Skulptur auch ein finanzielles Dankeschön in Höhe von 1.000 Euro für ihren Verein oder ihre Organisation.

Die LAGFA Hessen unterstützt seit drei Jahren als Projektbüro die Organisation rund um die Landesauszeichnung. Vorstandsmitglied Prof. Dr. Gisela Jakob freut sich besonders, dass die Vorsitzende eines LAGFA-Mitglieds, Corinna Fuchs der Ehrenamtsagentur Büdingen, zu den Preistäger*innen gehört.

Corinna Fuchs aus Büdingen

Seit Jahren Corinna Fuchs leistet Pionierarbeit in Ihrer Region. Sie ist an 14 Projekten beteiligt und vernetzt sich dabei auch mit anderen Vereinen, Einrichtungen und der Stadt. Besonders engagiert ist sie schon seit 2015 in der Flüchtlingshilfe. Seit dem völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im letzten Jahr ist ihr Einsatz einmal mehr gefragt. Mit dem Projekt „Deutschunterricht für Flüchtlinge“ hat sie viele Menschen unterschiedlicher Herkunftsländer und Bildungsniveaus bei der Verständigung und beim Ankommen unterstützt.

Amina Sharif Mahamed aus Darmstadt

Amina Sharif Mahamed hat ein Netzwerk aufgebaut, das Frauen hilft, die von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen sind. In vielen Sprachen bietet es niedrigschwellig Beratung und Begleitung gerade für diejenigen an, die sich für Rekonstruktionsoperationen im Genitalbereich interessieren. Sie ermutigen Frauen, ihre persönlichen und sozialen Ressourcen zu nutzen, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten und ihre Interessen selbstbewusst zu vertreten.

Helmut Ruppel aus Jossgrund

Das soziale und kulturelle Engagement von Helmut Ruppel ist sehr facettenreich und vielfältig: Er ist Vereinsvorstand, Jugendleiter, Schiedsrichter, Mitglied und Sprecher von Arbeitsgruppen, Ehrenamtskoordinator, Flüchtlingshelfer. Daneben aktiviert, motiviert und ermutigt er andere, sich zu engagieren und begleitet ihr Engagement mit viel Wertschätzung und Unterstützung. „Ihre vielseitigen Ideen und Ihre unermüdliche Aktivität trägt unmittelbar zur Stärkung der sozialen Gemeinschaft in Jossgrund bei. Auch Ihr Engagement hat Vorbildcharakter für unsere Gesellschaft – herzlichen Dank“, sagte Minister Klose.

Dr. Michael Hentschel aus Oberursel

Als Hausarzt setzte sich Dr. Michael Hentschel schon lange besonders für schwerstkranke und sterbende Menschen ein. Deren palliative und hospizliche Begleitung liegt ihm auch nach seiner Zeit als praktizierender Arzt am Herzen. Er hat die Versorgung im Hochtaunuskreis vernetzt und weiterentwickelt. Bereits seit 2014 baut er bei gemeinsamen Austauschtreffen Hürden ab und Unterstützungsangebote auf, die Anliegen der „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen“ stets im Blick.  In den vergangenen Jahren hat er das Hospiz- und Palliativnetzwerk kontinuierlich ausgebaut, auch Pflegeeinrichtungen und Apotheken sind heute eingebunden. Vorläufiger Höhepunkt Ihres Engagements war im Juli dieses Jahres die Unterzeichnung einer verbindlichen Kooperationsvereinbarung des Netzwerks. Unterstützt und begleitet wird er dabei von Ulrike Ihlefeld.

Simone Schafnitzel aus Fulda

Simone Schafnitzels ehrenamtliches Engagement begann bereits vor elf Jahren. Damals gründete sie die Selbsthilfe-Gruppe „Connection“ für Menschen, die Drogen konsumieren oder konsumiert haben. Aufgrund Ihrer eigenen Biografie wusste sie, worauf es bei einem Angebot für Menschen mit Drogenerfahrung ankommt. Heute ist die Anlaufstelle für Betroffene in Fulda nicht mehr wegzudenken. Wöchentlich treffen sich dort Menschen zwischen 18 und 70 Jahren, um sich in vertrauensvollem Rahmen über ihre Drogensucht, ihre Ängste und Sorge auszutauschen. Gemeinsam mit der AIDS-Hilfe Fulda sucht Frau Schafnitzel Menschen mit Drogenproblemen auf, die ihren Lebensmittelpunkt auf der Straße haben, begleitet sie zu Arztterminen, vermittelt bei Konflikten und hilft bei Behördenangelegenheiten.

Kochen für Rüsselsheim

Zu den fünf ausgezeichneten Gruppen gehört auch „Kochen für Rüsselsheim“. Die Initiative verteilt zweimal wöchentlich warme Mahlzeiten an über 100 bedürftige Bürger*innen. Zu ihrem Treffpunkt im Haus der Kirche kommen wohnungslose und geflüchtete Menschen, Familien mit geringem Einkommen, aber auch Rentner*innen. Hier sind alle willkommen, einen Nachweis der Bedürftigkeit braucht es nicht. Das Projekt „Kochen für Rüsselsheim“ wurde Sie als Hilfe in der Not zu Beginn der Corona-Pandemie begonnen. Während immer mehr soziale Einrichtungen schließen mussten, wurde die Essensausgabe unter freiem Himmel eröffnet. Heute ist das Angebot eine feste Größe in Rüsselsheim und für einige unentbehrlich geworden.

Gudensberger Partnerschaftsvereins

Im Zentrum des Engagements des „Gudensberger Partnerschaftsvereins“ steht die Europäische Idee. Der Verein setzt sich für die Partnerschaft und Freundschaft zwischen europäischen Städten ein. Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wurde die Initiative ergriffen und Spenden für die Partnerstadt Schtschyrez und andere Teile der Ukraine gesammelt. Der Verein warb für das Krankenhaus und ein Rehabilitationszentrum der Stadt innerhalb von drei Monaten Spenden in Höhe von fast 500.000 Euro ein, sogar ganze Krankenstationen mit elektrischen Pflegebetten, Röntgen- und Ultraschallgeräten und kompletten Operations-Sälen wurde zusammentragen. Bis heute hat der Gudensberger Partnerschaftsverein die stolze Summe von einer Million Euro Spendengelder und über 50 Transportfahrten mit Sachspenden organisiert.

Lädchen aus Obertshausen

Im „Lädchen“ wirken nahezu 100 ehrenamtliche Helfer*innen  für Kund*innen mit geringen finanziellen Ressourcen. Vom Fahrteam, das gespendete Lebensmittel abholt, über das Büroteam, das die Datenbank füllt, und das Ladenteam, das sortiert und die Waren ausgibt bis hin zum Orgateam, das die Fäden zusammenhält: „Das Lädchen“ baut auf dem Engagement seiner Aktiven auf. An fünf Tagen der Woche öffnet das „Lädchen“ die Türen für die Ausgabe von Lebensmitteln, doch das Angebot geht darüber hinaus: Hier werden auch Seniorenfrühstücksrunden, interkulturelle Treffen sowie Sprachcafés organisiert und so Räume für Begegnung, Teilhabe und Zusammenhalt geschaffen.

Lacrima Kinder- und Jugendtrauergruppe aus Rödermark

Wenn Kinder und Jugendliche Eltern oder Geschwister verlieren, stürzt sie das in eine emotionale Ausnahmesituation. Um sie bei ihrer Trauer zu begleiten und ihnen Halt zu geben, hilft die Lacrima Kinder- und Jugendtrauergruppe bei der altersgerechten Verarbeitung des Verlusts. In der Lacrima-Gemeinschaft können Gefühle, Sorgen und Nöte in einem geschützten Rahmen geäußert werden. Etwa 15 Ehrenamtliche bieten auch den übrigen Familienmitgliedern Unterstützung an. Viele der Engagierten haben vor ihrer Mitarbeit bei Lacrima bereits Erfahrung im ambulanten Hospizdienst gesammelt.

Anonymes Sorgentelefon aus Limburg

Die Initiative „Anonymes Sorgentelefon“ ist die deutlich älteste und größte der in diesem Jahr ausgezeichneten: Die Limburger Einrichtung ist bereits 1982 gegründet worden und wird von mehr als 200 ehrenamtlich Aktiven getragen. In den vier Jahrzehnten ihres Bestehens konnten unzählige Anrufer*innen in Notlagen unterstützt werden. Hier rufen häufig Menschen an, die Beistand in einer schweren Lebenskrise benötigen oder die von ungelösten Problemen belastet sind. Beim Sorgentelefon werden diese Personen unterstützt, indem ihnen zugehört wird, sie beraten und bei Bedarf auf weitere Unterstützungsangebote hingewiesen werden.

Auch in 2024 wird im Frühjahr wieder die Möglichkeit geben, Einzelpersonen und/oder Gruppen für die Landesauszeichnung Soziales Bürgerengagement vorzuschlagen. Weitere Informationen sind hier zu finden.